Existenz der Kassenärzte gefährdet – Sicherstellung der ambulanten Medizin wackelt

Ohne existenzsichernde Honorare ist die Erfüllung des Sicherstellungsauftrages nicht möglich und kann nicht erwartet werden. Mit diesem Beschluss hat die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein am Freitagabend in Düsseldorf erneut die zuständigen Gremien der KV aufgefordert, dafür zu sorgen, dass in allen Fachgebieten kurzfristig kostendeckende und existenzsichernde Honorare für die vertragsärztliche Versorgung zur Verfügung stehen.

Maßgeblich mit auf den Weg gebracht hat diesen Beschluss der Vizevorsitzende des Landesverbands Nordrhein der Freien Ärzteschaft (FÄ), Wolfgang Bartels. „Seit mehr als fünf Jahren füllen derlei Beschlüsse von Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen), Ärztekammern und Ärztetagen viele Seiten Papier. Aber es mangelt an der Umsetzung“, sagte Bartels. Zudem habe ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten nachgewiesen, dass diejenigen sogenannten GOUDAH-Ärzte – gemeint seien Gynäkologen, Orthopäden, Urologen, Dermatologen, Augen- sowie Hals-Nasen-Ohren-Ärzte –, die nicht operieren, keine kostendeckenden Einkünfte mehr in der Kassenmedizin erzielen. „Damit kann man den Kassenarzt nicht mehr zur Sicherstellung der Patientenversorgung verpflichten. Das heißt: In diesen Fachbereichen können die Praxisärzte den Behandlungsbedarf der Patienten nicht mehr decken.“

Statt Zeit für die Patienten zu haben und Entscheidungen ausschließlich nach medizinischen Kriterien und der individuellen Situation des Patienten zu treffen, seien „Arzt-Patienten-Gespräch im Telegrammstil und Minutenmedizin die wirtschaftlich erzwungene Realität“, beklagte Bartels. „Dieser Spagat zwischen ärztlichem Anspruch und betriebswirtschaftlicher Realität macht Ärzte krank. Eine Reihe von Vertragsärzten klagt über Burnout oder leidet an psychosomatischen Krankheiten.“ Man müsse überlegen, ob die Verantwortlichen für die Bedingungen in der heutigen Kassenmedizin sich nicht der fahrlässigen Körperverletzung schuldig machten. Bartels: „Existenz und Gesundheit der Vertragsärzte sollten den KVen mindestens ebenso wichtig sein wie die Erfüllung des Sicherstellungsauftrags.“


Über die Freie Ärzteschaft e.V.

Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder: vorwiegend niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.

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