Die Freie Ärzteschaft wurde 2004 von Ärzten gegründet, die im Forum von Facharzt.de berufspolitische Fragen und Informationen diskutiert hatten.

Eine frühe Krise mit Gefahr der Auflösung des bundesweit aufgestellten Vereins konnte von Martin Grauduszus, Allgemeinarzt aus Erkrath, beigelegt werden, der anschließend bis 2012 an der Spitze des Vorstandes agierte. An seine Stelle als Vorsitzender trat – nach Bewältigung andauernder, belastender Querelen – im November 2012 Wieland Dietrich, Dermatologe aus Essen.

Die Freie Ärzteschaft war wesentlich an der Organisation und Realisierung der wiederholten großen Ärzte-Demonstrationen 2005 bis 2007 in Berlin mit bis zu 45.000 Teilnehmern aus ganz Deutschland beteiligt. Es folgten mehrere ‚Ärztetage der Basis‘ und die Mitwirkung an den bundesweiten Initiativen, in denen der Ausstieg aus dem Vertragsarztwesen kollektiv diskutiert und durch ‚Körbe‘ realisiert werden sollte.

Institutionelle Angriffe auf die Grundlagen freiberuflicher Ausübung der ärztlichen Heilkunde, über Änderungen in der Gebührenordnung, über das Telematik-Projekt der verpflichtenden Anbindung der Arztpraxen an die Datenwege der Krankenkassen unter dem Stichwort ‚eCard‘, über den Kassengriff nach den ärztlichen Diagnosen (‚ambulante Kodierrichtlinien‘) boten dem Verband und seinen aktiven Mitgliedern vielfache Aufgaben und Herausforderungen. Dabei wurden sie von einem stetig anwachsenden Mitgliederstamm ideell und durch ein verläßliches Beitragsaufkommen unterstützt.

Die Freie Ärzteschaft hat sich der Körperschaften in sofern angenommen, als dass sie durch Wahlen mandatiert bis in die parlamentarischen Spitzen von kassenärztlichen Vereinigungen und Kammern bzw. Ärztetagen vertreten ist. Das bietet unseren Delegierten auch dort die Möglichkeiten der Information und einer kritischen Artikulation zentraler ärztlicher Interessen.

Der Verband sieht hier jedoch keinesfalls seine Grenzen, da der politische Spielraum der einst als ‚Selbstverwaltung‘ angebotenen Strukturen vom Staat zunehmend unterhöhlt wird und somit zur Entwicklung alternativer Organisationsformen ärztlicher Berufsausübung motiviert.

Die Freie Ärzteschaft stellt der Zentralisierung und Hierarchisierung durch Verhauptamtlichung in den Körperschaften ihre im Arztberuf engagiert tätigen Kollegen gegenüber, die so das ganze Spektrum subsidiär und individuell gestalteter Varianten eines nicht-normierten Arztseins wahrnehmen. Dies gilt uns als eine der unverzichtbaren Voraussetzungen, wenn das Verlangen nach freier Arztwahl eine gültige Grundlage von Vertrauen und Partnerschaft bleiben soll.

Das durch Dirigismus und Vorenthaltung gerechter Honorierung unter dem Dogma der ‚Kostendämpfung‘ resultierende Ausbleiben des ärztlichen Nachwuchses führt bei der hierfür verantwortlichen Administration erneut zu dirigistischen Pseudo-Lösungen. Forcierte Ansiedlung junger Ärzte in den von Landflucht betroffenen Regionen, zwangsweise Stilllegung städtischer Arztsitze anstelle deren Neubesetzung, Substitution ärztlicher Positionen durch Pflegekräfte oder gar – ganz ohne Menschen vor Ort – durch ‚Telemedizin‘ – kritische ärztliche Berufspolitik steht einem eher zunehmenden Bündel an Herausforderungen gegenüber.