Freie Ärzteschaft: Honorare der Praxisärzte müssen verbessert werden
Steigende Kosten für Personal und Betriebskosten auf der einen Seite und stagnierende ärztliche Honorare auf der anderen Seite – diese Schieflage in der ambulanten Medizin ist mitverantwortlich dafür, dass immer weniger Haus- und Fachärzte in eigener Praxis arbeiten wollen. Die Freie Ärzteschaft (FÄ) sieht daher die kommende Bundesregierung in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte zu verbessern. „Um dem weiteren Wegbrechen und der Verschlechterung der ambulanten Medizin entgegenzuwirken, fordern wir die Aufhebung der Budgetierung in der Gesetzlichen Krankenversicherung und eine Aufwertung der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)“, sagte FÄ-Bundesvorsitzender Wieland Dietrich am Freitag im Vorfeld des am kommenden Montag in Berlin beginnenden Deutschen Ärztetages.
Dietrich verdeutlicht die aktuelle Situation: „Immer mehr Ärzte steigen wegen des sogenannten Einheitlichen Bewertungsmaßstabes, dem seit Jahren eine rigide Budgetierung zugrunde liegt, aus der Kassenmedizin aus. Die Honorare sind aberwitzig niedrig, hinzukommen intransparente und hochbürokratische Vergütungsregeln.“ Erschwerend komme dazu, dass seit 1996 die Honorare in der privaten Gebührenordung GOÄ nicht mehr angefasst wurden. Aufgrund der Inflation seien die Honorare der aktuellen GOÄ inzwischen nur noch etwa halb so viel wert wie vor 25 Jahren. Dietrich kritisiert: „Dass Ärztinnen und Ärzte weiter für die gleichen Honorare wie 1996 arbeiten sollen, zeigt die mangelnde Wertschätzung unseres freien Berufs. Dies wird keiner anderen Berufsgruppe zugemutet!“ Zugleich stiegen seit Jahren die Kosten und Aufwände in den Arztpraxen etwa für Praxis- und Labormaterial, die Gehaltssteigerungen der Medizinischen Fachangestellten, Praxismieten, Energie, Versicherungen, EDV und IT-Sicherheit.
„Es sollte in unser aller Interesse sein, die Selbstständigkeit für Ärzte attraktiv zu halten und damit die Haus- und Facharztpraxen zu erhalten“, betont der FÄ-Chef, der hier großes Engagement der künftigen Bundesgesundheitsministerin oder des künftigen Bundesgesundheitsministers erwartet. „Die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit niedergelassenen Ärzten ist in manchen Gegenden bereits heute schon nicht mehr gegeben.“ Statt Unsummen etwa in Gesundheits-Apps zu stecken, solle das Geld in die reale Behandlung von Patienten fließen. „Bei manchen Apps kosten 90 Tage Nutzung mehr als ganze zwölf Monate Haus- oder Facharztbehandlung“, berichtet Dietrich. Das sei grotesk, und den gesetzlich Pflichtversicherten, die zunehmend auf Arzttermine warten, überhaupt nicht zuzumuten.